05.11.2012

"Mein Junge hat Glück"

Anathi, wie sieht dein typischer Schultag aus?

Ich stehe um 5:30 Uhr auf, wasche mich, frühstücke, putze meine Zähne und helfe meiner Mutter beim Wäschewaschen. Dann laufe ich zur Bushaltestelle, um in die Schule zu kommen. Nach dem Unterricht gehe ich direkt in den Masifunde Homework Club, um meine Hausaufgaben zu machen. Gegen 16.00 Uhr komme ich nach Hause. Einmal wöchentlich habe ich nachmittags noch „Learn4Life!“.

Was hast du in “Learn4Life!“ wichtiges gelernt?

Wir haben letztens das Thema ‚Gesunde Ernährung‘ durchgenommen und ich habe etwas über Vitamine gelernt. Mein Lieblingsessen ist African Salad (gekochtes Maismehl mit Buttermilch). Ich weiß nicht, ob das gesund ist oder nicht – Aber es ist lecker!

__Gab es in der letzten Zeit Situationen, die schwierig für dich waren? __

Meine Eltern haben sich vor kurzem getrennt. Das war schwierig zu verstehen. Jetzt lebe ich jetzt mit meiner Mutter und meinen Geschwistern hier bei meinen Tanten und Cousins. (Nach kurzem Zögern) Und wir haben das Fußballschulturnier verloren. Ausgerechnet gegen Greenwood, der Schule meines Cousins! Und ich konnte nicht mitspielen, weil ich am Knie verletzt war. Das war enttäuschend für mich.

Weißt du, was du später mal werden möchtest?

Fußballspieler! (lacht) So einer wie Podolski, Özil oder Messi. Wenn das nicht klappt, dann irgendetwas mit Banken. Vielleicht Business Manager? Da muss ich aber noch ganz viel Mathe und Englisch lernen. Aber Mathe ist eh mein Lieblingsfach! (grinst)

Linda, was bedeutet Anathis Bildungspatenschaft für Sie persönlich?

Seit sechs Jahren ist Masifunde Teil unserer Familie. Es bedeutet uns wahnsinnig viel und ich bin sehr dankbar dafür. Keiner in unserer Familie hat einen Job. Ohne die Patenschaft wüsste ich nicht, wie ich die Schulgebühren und das Unterrichtsmaterial für Anathi bezahlen könnte. Er braucht unbedingt ein neues Paar Schuhe für seine Schuluniform, weil seine alten zu klein geworden sind. Aber wir leben hier zu zwölft zusammen und alle müssen irgendwie versorgt werden.

Sehen Sie Unterschiede in Anathis Schulbildung zu der Ihrigen?

Ja. Anathi bekommt eine so viel bessere Ausbildung als ich sie während der Apartheid je hätte bekommen können. Wenn er mir abends seine Hausaufgaben zeigt, lerne auch ich etwas dazu. Es war einfacher für uns damals. Der Unterrichtsstoff war weniger anspruchsvoll. Wir wurden in Xhosa, unserer Muttersprache unterrichtet. Anathis Unterricht ist auf Englisch – er wächst so zweisprachig auf. Das ist heutzutage wichtig. Mein Junge hat Glück. Er hat eine echte Chance etwas zu erreichen.

Dieser Beitrag erschien im Masifunde-Newsletter.

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